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Weihnachtsfreude für Waisenkinder und Witwen in Nordirak

Es ist bereits dunkel, doch trotzdem klopfen wir vehement an die Tür von Frau V.* Im Flur brennt noch ein kleines Licht. Wird die Witwe uns öffnen, damit wir ihr die versprochene Hilfe übergeben können?

2014 hat der Islamische Staat die Provinz Ninive im Nordwesten des Irak eingenommen. Assyrische und chaldäische Christen, Jessiden und Muslime sind damals vor der Gewalt, den Plünderungen und dem Tod geflohen. Die Menschen hatten gezwungenermaßen alles, was sie hatten, zurücklassen müssen. Sie sind aus historisch christlich geprägten Ortschaften wie Karakosch, Karemles und Bartula nach Erbil geflohen. Die Zahl der Einwohner von Erbil im christlichen Stadtteil Ankawa wuchs innerhalb weniger Monate von fünfzig auf hunderttausend Menschen an. Die Kirchen taten während dieser Zeit ihr Bestes, um den Geflüchteten zu helfen. So kamen auf dem Gelände der Mar Elias Kirche, auf dem sich eine Gedenkstätte für den alttestamentlichen Propheten Elias befindet, 1000 Menschen in Zelten unter. Viele lebten dort über zwei Jahre nicht wissend, ob der IS auch Erbil einnehmen würde und ob sie je wieder in ihre Häuser, Dörfer, in ihr normales Leben zurückkehren würden können.

An diesem lauen Abend im November 2018 weht der Wind ein paar Plastikfetzen über den Mar-Elias Platz. Die Flüchtlingsunterkünfte und Zelte sind verschwunden. Wir sehen uns die Elias-Gedenkstätte an, zünden Kerzen an und sind einfach nur dankbar, dass der Platz leer und der schwarze Albtraum zurückgedrängt ist.
Gleich gegenüber sitzt an diesem Spätherbstabend die Witwe S. mit ihren drei Töchtern, der hübschen Sara* (19 Jahre), der 24-jährigen Rina* im Rollstuhl und der 22-jährigen Sefda*, die ihren Säugling im Arm wiegt. Wir kommen ins Gespräch und hören von einem Leben in der Sackgasse seit der IS Herr V.* getötet und die Töchter zu Waisen gemacht hat.
Sie waren Hals über Kopf aus Karakosch geflohen und hatten damals dann in einem Zelt auf diesem Platz Unterschlupf gefunden, froh, dem Grauen entronnen zu sein. Da Rina spastisch gelähmt ist, bekam die Witwe S. für sich und ihre Töchter bald eine kleine Wohnung gegenüber dem Elias-Platz zugewiesen.
Doch die Sorge um die Zukunft ihrer Töchter treibt Frau V. um. Rina erhält in Ankawa regelmäßig Physiotherapie und wird hier medizinisch versorgt. Doch Sara möchte gerne studieren, was sie nur zu Hause in Karakosch kann. Ihr Zuhause ist wieder beziehbar, aber über eine Stunde Autofahrt und zahlreiche Kontrollstellen von Milizen liegen zwischen der ärztlichen Versorgung und der Hochschule. Doch Pendeln kommt nicht in Frage, das ist zu teuer und für ein Mädchen zu gefährlich. Also stehen sie vor der Wahl, entweder nach Hause zurückzukehren, damit Sara studieren kann, oder in Ankawa in der kleinen, teuren Mietwohnung zu bleiben, damit Rina medizinisch versorgt werden kann. Über ein Einkommen verfügen die Frauen nicht, sie sind auf die Hilfe von anderen Christen, von der Kirche, von wohlmeinenden Menschen angewiesen.
Die vier Frauen sind in einer besonders schwierigen Situation. Schon Männer bekommen in der viel zu schnell gewachsenen, von Inlandsflüchtlingen überschwemmten Metropole nur schwer eine Arbeitsstelle. Finden sie Arbeit, ist sie oft unterbezahlt. Selbst gut ausgebildete Lehrer haben oft noch einen zweiten Job wie zum Beispiel als Taxifahrer, um ihre Familie versorgen zu können. In der irakischen Gesellschaft versorgen Frauen in der Regel Mann, Kinder und das Haus, einer bezahlten Arbeit nachzugehen ist für Frauen zurzeit eher schwierig.

Brot des Lebens möchte sich für Witwen und Waisenkinder einsetzen, die vom Islamischen Staat vertrieben wurden. Wir möchten den verfolgten und unterdrückten Christen im Nordirak zur Seite stehen.

Wenn Sie eine Patenschaft für eine christliche Familie wie Witwe S. und ihre Töchter übernehmen möchten, melden Sie sich bei uns. Wir beantworten gerne Ihre Fragen und vermitteln Ihnen eine Patenschaft im Irak.